Europa
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22.12.2023
Norddeutsche Tiefebene unter Wasser – Wochenlanger Dauerregen, teilweise bis in den Januar hinein, hat weite Teile Norddeutschlands, größere Flächen von Rheinland-Pfalz, Bayern, Sachsen-Anhalt und in Thüringen unter Wasser gesetzt. Das Erdreich ist mittlerweile so vollgesogen, dass es keinen weiteren Niederschlag mehr aufzunehmen vermag, Deiche drohen zu brechen. Professionelle wie auch freiwillige Helfer arbeiten insbesondere im Bereich von Aller und Weser auch in der Nacht bis zur Erschöpfung, um mithilfe von Sandsäcken und anderen Maßnahmen noch größere Überflutungen zu verhindern. Dort gleicht die Natur einer riesigen Seen-Landschaft, in welcher der Verkehr streckenweise zum Erliegen kommt. Talsperren im Harz müssen zusätzlich Wasser abgeben, weil sie überzulaufen drohen. In machen Orten steht das Wasser bis zu einem Meter hoch, sodass viele Keller vollgelaufen sind und über die Weihnachtsfeiertage Bewohner evakuiert und in Notquartieren untergebracht werden mussten. Besonders betroffen sind die Kleinstadt Verden an der Aller und ein Vorort von Bremen. Anfang des neuen Jahres aufkommender Frost und Schneefall hat die Flüsse zwar nicht weiter ansteigen lassen, doch nun befürchten viele Hausbesitzer, dass das feuchte Mauerwerk ihrer Immobilie dadurch aufgesprengt werden könnte.
Ursächlich für die Katastrophe ist eine starke nördliche kalte Höhenströmung (Jetstream), die zahlreiche Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik nach Europa bringt, sowie feuchtwarme Luftmassen aus Südwesteuropa, die beide über Deutschland aufeinander treffen.
11.12.2023
Dänemark: Riesige Giftmüllhalde kommt ins Rutschen – Unmittelbar neben der dänischen Ortschaft Ølst nördlich von Aarhus hat sich eine Schlammlawine aus jahrelang angesammeltem Sondermüll in Bewegung gesetzt und die nahe liegende Verbindungsstraße um zwei Meter angehoben sowie einzelne kleinere Gebäude unter sich begraben. Bereits im Sommer musste die Betreiberfirma Gebäude auf dem Gelände abreißen und hätte eigentlich vorgewarnt sein müssen, weil deponierte Rückstände – teilweise aus Ölbohrungen stammend, dazu Schlacke aus Verbrennungen, benzingetränkte Abrissteile von Tankstellen, Rückstände aus der Zementherstellung und anderes mehr – in Bewegung gerieten. Um eine Kontaminierung zu vermeiden, wird der nahebei verlaufende Fluss nun dauerhaft in ein neues Bett umgeleitet.
Seit dem Jahr 2018 wurden auf der Deponie bislang gut sechs Millionen Tonnen Giftmüll angesammelt, die eigentlich von der Betreiberfirma Nordic Waste neutralisiert werden sollten. Die hat praktischerweise kurz darauf Insolvenz angemeldet, nachdem sie von den Behörden dazu aufgefordert wurde, mehr als 200 Millionen dkr als Bürgschaft für die Beseitigung der Schäden zu hinterlegen. Nordic Waste war Bestandteil einer Holding des dänischen Multi-Milliardärs Torben Østergaard-Nielsen, der den Konkurs als "unangenehme, aber leider unvermeidliche Entscheidung“ bezeichnet (zit. n. Süddt. Zeitung).
01.12.2023
Umfrage: Klimaschutz keineswegs nur für Jüngere wichtig – Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht ist die Sorge um die globale Erwärmung des Planeten durchaus nicht allein ein Anliegen der jüngeren Generation. Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat jetzt ergeben, dass Ältere sogar häufiger als jüngere angeben, Klimaschutz sei ihnen wichtig und sie würden sich im Alltag auch entsprechend verhalten. Während dies eigenen Aussagen zufolge nur bei 88 Prozent der 16- bis 25-Jährigen der Fall sei, gaben von den 56- bis 65-Jährigen 91 Prozent an, Klimaschutz sei ihnen wichtig oder sehr wichtig – noch Ältere sogar zu 92 Prozent.
28.11.2023
Umweltbundesamt: Folgen der Klimakrise verschärfen sich – In ihrem dritten Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel zeichnen Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz ein bedrohliches Szenario für die weitere Zukunft. Der Bericht zeigt auf, dass Deutschland inzwischen von regelmäßigen Hitzewellen betroffen ist, es insgesamt wärmer wird und mit erheblichem Wasserverlust zu kämpfen hat. Deutschland gehört dem Bericht zufolge zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Wegen der klimabedingten andauernden Trockenheit und des damit verbundenen Schädlingsbefalls hat sich dadurch auch der Zustand der Wälder deutlich verschlechtert. In der Landwirtschaft führte die Wasserknappheit bereits zu spürbaren Ernteeinbußen. Gleichzeitig gäbe es jedoch Hinweise darauf, dass beim Hitzeschutz erste Maßnahmen zur Anpassung an die neuen Klimabedingungen Wirkung zeigten, doch müssten insgesamt die Bemühungen zur Anpassung an die Folgen der Klimakrise weiter intensiviert werden. Immerhin seien sich zunehmend mehr Kommunen ihrer entscheidenden Rolle bewusst und würden Vorsorgemaßnahmen mit konkreten Projekten vorantreiben, meint Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Und dass die bislang getroffenen Maßnahmen durchaus wirksam seien, zeige der Bericht ebenfalls, ergänzt UBA-Präsident Dirk Messner.
24.11.2023
Deutschland: Bundesländer sperren sich gegen Tempo 30 – Der Bundestag hat es bereits beschlossen, nun machen die Länder nicht mit: ein Gesetz zu Neuregelungen im Straßenverkehr hat in der Länderkammer nicht die erforderliche Mehrheit erhalten und ist damit erst einmal vom Tisch. Die Regelungen zielten nicht allein auf einen reibungslos fließenden Verkehr und vereinzelte Sicherheitsmaßnahmen ab, sondern nahmen auch Klima- und Umweltschutzaspekte, Gesundheit und in diesem Zusammenhang städtebauliche Aspekte mit in den Blick. Kommunen hätten mit dem Gesetz mehr Handlungsfreiheiten bekommen sollen, um beispielsweise Tempo 30-Zonen oder separate Busspuren dort einzurichten, wo dies bislang nicht möglich war. Das aber, so der Bundesverkehrsminister, sei „offensichtlich nicht gewünscht“.
10.11.2023
Europäische Union: Renaturierungsgesetz trotz EVP-Widerstands einen Schritt weiter – Bis zum Jahr 2030 sollen in der EU 20 Prozent aller Land- und Wasserflächen renaturiert, also in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt, werden. Dies sieht ein erstes Gesetz vor, welches jetzt gegen teilweise heftigen Widerstand der Agrar-Lobby sowie der konservativen EVP-Fraktion – Vorsitzender ist das bayerische CSU-Mitglied Manfred Weber – auf den Weg gebracht wurde. Es sieht u.a. vor, Wälder aufzuforsten, Flüsse ihren natürlichen Verlauf zurückzugeben oder der Austrocknung von Mooren entgegen zu wirken. Aufgrund massiver Interventionen seitens der Landwirtschaft wurden die zunächst vorgesehenen Maßnahmen jedoch wieder abgeschwächt. Anstelle von Pflichten, wie zunächst vorgesehen, wird nunmehr von Freiwilligkeit bei der Umsetzung vorgesehener Maßnahmen gesprochen, zudem ist es Naturschutzverbänden nicht mehr möglich, gegen Verfehlungen oder unterlassene Maßnahmen zu klagen, sodass das Gesetz ein "zahnloser Tiger“ bleibt.
EVP-Vorsitzender Weber hatte sich noch im Sommer strikt gegen Ursula Leyens Vorhaben Green Deal ausgesprochen und versucht, es scheitern zu lassen, war aber in einer Kampfabstimmung im Parlament unterlegen. In Kürze muss dessen Umweltausschuss dem Gesetz noch zustimmen; eigentlich eher eine Formsache – wenn die EVP sich nicht erneut querstellt.
20.10.2023
Bulgarien/Rumänien: Rekordhitze im Oktober – Östlich des Schwarzen Meeres herrscht derzeit eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Hitze. Am 21. Oktober wurde im rumänisch-bulgarischen Grenzgebiet eine bis dato nicht gekannte hohe Temperatur von 35,1 Grad Celsius im Schatten registriert – der höchste Wert seit Beginn der Messungen. Wassertemperaturen um die 20 Grad locken auch im Spätherbst noch viele Einwohner und Touristen zu einem Bad im Freien.
04.09.2023
Mittelmeerraum: Auf extreme Hitze folgen Wassermassen – Wochenlang haben in den Anrainerstaaten des Mittelmeerraums vernichtende Feuer gewütet (vgl. vorhergehende Meldungen), und zu großflächigen Zerstörungen mit zahlreichen Todesopfern geführt. Aktuell setzen jetzt heftige Regenfälle in teilweise denselben Gebieten das Vernichtungswerk fort und überfluten weite Landstriche. Es sind Wetterextreme, die seit langem bereits von Klimaforschern vorhergesagt aber wenig erstgenommen wurden. Erst wenn es nicht nur um bedrohliche Bilder in den TV-Nachrichten geht, sondern die "Einschläge“ immer näher kommen und den persönlichen Bereich betreffen könnten, kommen potenziell Betroffene langsam ins Grübeln. Doch noch immer bewegt sich viel zu wenig (siehe auch Meldung vom 08.09.).
In Spanien sind derzeit Katalonien und große Landesteile Zentralspaniens von Überflutungen durch ein über die Iberische Halbinsel ziehendes Tiefdruckgebiet betroffen, das mit prognostizierten Niederschlägen von bis zu 120 Litern pro Quadratmeter zu Notfallwarnungen führte. In Katalonien kamen bis zu 200 Liter vom Himmel. Die Metro stellte teilweise ihren Betrieb ein, viele Zugverbindungen mussten gestrichen werden und viele Bewohner konnten ihre Häuser nicht mehr verlassen. Es kam zu einigen Todesfällen.
Griechenland macht sich im Landesinnern aufgrund von Prognosen auf Regenmengen von mehr als 700 Litern pro Quadratmeter gefasst – Mengen, die sonst innerhalb des ganzen Jahres niedergehen. Schon jetzt sind vielerorts Straßen überflutet und wurden Kraftfahrzeuge von den Wassermassen ins Meer geschwemmt. Die Verwüstungen sind vergleichbar mit jenen im deutschen Ahrtal im Jahre 2021. Aufgrund der vorangegangenen Hitzeperiode ist der Boden derart ausgetrocknet, dass der Regen von ihm kaum aufgenommen werden kann. Auf dem Peleponnes hat zudem Hagel einen Teil der Olivenernte vernichtet.
Aufgrund des überdurchschnittlich stark erwärmten Mittelmeers und der ebenso stark erwärmten Luft kann diese deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen und über Land sintflutartig wieder abgeben. Es sind klimatische Veränderungen, die zugleich auch die Bildung von Wirbelstürmen fördern können.
22.08.2023
Frankreich/Italien: Höchstmögliche Hitze-Alarmstufen ausgerufen – Extreme Hitze schränkt das öffentliche Leben im Mittelmeerraum erheblich ein. Aufgrund von Prognosen der Meteorologen in Frankreich und Italien haben beide Länder für viele Regionen die höchstmöglichen Alarmstufen ausgerufen, weil Temperaturen um die 40 Grad Celsius erwartet werden. Dadurch wird es möglich, Veranstaltungen abzusagen und öffentliche Einrichtungen geschlossen zu halten. Während in Südfrankreich mit bis zu 42 Grad gerechnet wird, betrifft es in Italien vor allem die nördlichen Landesteile, in denen bis zu 38 Grad erwartet werden. 16 Städte sind davon betroffen.
22.08.2023
Expertenrat der Bundesregierung: Klimaschutzziele ohne zusätzliche Anstrengungen gefährdet – Der vom Umweltbundesamt (UBA) koordinierte Projektionsbericht 2023 der Bundesregierung zeigt, dass das Erreichen der nationalen Klimaziele bis 2030 und 2045 ohne zusätzliche Maßnahmen gefährdet ist. Auch wenn die Gesamtlücke im Vergleich zur vorherigen Projektion um 70 Prozent reduziert werden konnte, beträgt sie bis zum Jahr 2030 immer noch 331 Mio. Tonnen klimaschädliche Treibhausgasemissionen. Die Lücke wird auch durch bereits geplante Maßnahmen nicht vollständig geschlossen. Das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045 würde unter den gegebenen Umständen nicht erreicht.
21.08.2023
Griechenland: Immer mehr Brände auf dem Festland – Nach den katastrophalen Waldbränden auf der Insel Rhodos (vgl. Meldungen weiter unten) ist nun vor allem das Festland betroffen. Nur 15 Kilometer vor Athen wütet ein Großbrand, dessen Rauch auch in der Hauptstadt zu sehen ist und der die Behörden veranlasst dazu aufzurufen, die Gegend zu verlassen. Das bereits seit Wochen anhaltende heiße und trockene Wetter führt nahezu überall im Lande zu einer extrem hohen Waldbrandgefahr, neue Feuer entwickeln sich – nach Agenturangaben fast im Stundentakt – an vielen Stellen des Landes. Auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa kam es deshalb bereits zu einem Stromausfall. Ganz im Nordosten nahe der Hafenstadt Alexandroupolis bekämpfen Einsatzkräfte bereits den vierten Tag in Folge vergeblich einen Großbrand, der inzwischen einzelne Siedlungen nahe der Stadt erfasst hat. Vorübergehend mussten zwölf Dörfer evakuiert werden, Patienten des Universitätskrankenhauses der Stadt, darunter auch Kinder und Kleinkinder, auf eine Fähre oder in andere Krankenhäuser verbracht werden. Nachdem bereits Einsatzkräfte aus Rumänien bei der Brandbekämpfung helfen, wird über den Katastrophenschutz-Mechanismus der EU nun auch Hilfe von anderen Ländern erwartet, u.a. aus Deutschland, Kroatien, Schweden, Tschechien und Zypern.
In einem griechischen Nationalpark nahe der türkischen Grenze sind die Leichen von 18 Menschen, darunter zwei Kinder, gefunden worden, die offenbar durch Rauchvergiftung starben. Die Behörden gehen von Flüchtlingen aus, die sich dort in einer Hütte versteckt hielten, zumal ihnen keine Vermisstenmeldungen vorliegen.
Update 28.08.: Innerhalb von nur 24 Stunden wurden von den Löschmannschaften mehr als 60 neue Feuer gemeldet, von denen zwar ein Teil sofort gelöscht werden konnte, mindestens fünf große sich jedoch aufgrund teilweise heftiger Winde unkontrolliert weiter ausbreiten. Die Feuer nahe der türkischen Grenze wüten nunmehr bereits seit neun Tagen. Eine vorläufige Bilanz geht davon aus, dass bis in die erste Septemberwoche hinein etwa 175.000 Hektar Wald verbrannt sind – sechsmal soviel wie im langjährigen Durchschnitt.
14.08.2023
Kleingewässer-Studie: Wo gespritzt wird, nehmen Bäche Schaden – Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigt, dass die Pestizidbelastung von Kleingewässern dort besonders hoch ist, wo viele Pestizide auf den umliegenden Äckern eingesetzt werden. In 80 Prozent der untersuchten Bäche in der Agrarlandschaft Deutschlands überschritten die gemessenen Pestizide die für Tiere und Pflanzen festgelegten Grenzwerte. Nötig seien künftig ein regelmäßiges Monitoring kleiner Gewässer sowie systematisch erhobene Pflanzenschutzmittel-Anwendungsdaten, um die Umweltauswirkungen landwirtschaftlich genutzter Pestizide und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen messen und verbessern zu können. Schon jetzt zeigten die Ergebnisse, dass bewachsene Gewässerrandstreifen zum Schutz der Gewässer überall eingerichtet werden sollten. Trotz bereits existierender Umweltauflagen im Rahmen der Pflanzenschutzmittel-Zulassung sei man in Deutschland weit vom Ziel der „unbelasteten Gewässer in gutem ökologischem Zustand“ entfernt, kritisiert der Präsident des UBA, Dirk Messner.
03.08.2023
Umweltbewusstsein: Deutsche vergießen Krokodilstränen – Die überwiegende Mehrheit der Deutschen spürt einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) und des Bundesumweltministeriums (BMUV) zufolge die negativen Folgen der Klimakrise bereits deutlich und hält Maßnahmen zur Anpassung für erforderlich. Auch wenn andere Krisen, etwa der Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Inflation, stärker im Vordergrund stehen, bleibt der Schutz von Umwelt und Klima ein wichtiges Thema für die Menschen in Deutschland – theoretisch jedenfalls. Eine sehr klare Mehrheit befürwortet zudem den umwelt- und klimafreundlichen Umbau der deutschen Wirtschaft. Dies allerdings unter der Prämisse „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, denn verbreitet geäußerte Ängste vor einer möglichen Einschränkung des bisherigen Lebenswandels und Wohlstandsniveaus lassen durchaus Zweifel daran aufkommen, wie ernst es den Befragten wirklich mit einer Transformation hin zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist.
Zweifellos wird sich eine solche Transformation nicht bewerkstelligen lassen, ohne auch deutliche Einschnitte in den Wohlfühlzonen persönlicher Lebensführung in Kauf zu nehmen. Dazu bereit ist – jedenfalls nicht nur verbal, sondern im tatsächlichen Verhalten – allerdings nur eine Minderheit. Wichtig ist den meisten Befragten nämlich, dass „die Transformation sozialverträglich“ erfolgen müsse und besonders betroffene Regionen gezielt unterstützt werden. „Sozialverträglich“ scheint es jedoch für viele immer noch zu sein, wie selbstverständlich weiterhin jedes Jahr Urlaubsdestinationen in fernen Ländern anfliegen zu können. Anders ist wohl nicht zu erklären, dass die Lufthansa nahezu zeitgleich mit dieser Meldung von UBA und BMUV ein Rekordergebnis von 1,1 Milliarden Euro Gewinn vermeldet – und zwar allein im Zeitraum von April bis Juni 2023. So weit her kann es dann wohl doch nicht sein mit den Sorgen der Deutschen im Hinblick auf den längst stattfindenden Klimawandel.
14.06.2023
Norddeutschland: Großflächige Brände vernichten „Kinderstube“ der Tierwelt – Während sich bei einem seit Ende Mai in Brandenburg südlich von Berlin wütenden Feuer die Lage vorübergehend etwas entspannt hatte, verschlimmert sie sich nun erneut durch auflebende Winde. Auch in Mecklenburg-Vorpommern stehen 150 Hektar in Flammen, gegen die etwa 500 Bekämpfer kaum etwas ausrichten können. Die Region wurde zum Katastrophengebiet erklärt, eine kleine Ortschaft musste bereits evakuiert werden. Erschwert werden die Löscharbeiten vor allem dadurch, dass immer wieder Munition auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen explodiert, sodass sich die Bekämpfer zumeist nur vom Rande her oder aus der Luft den Feuern nähern können.
Auch im Hochtaunuskreis ist jetzt ein Feuer ausgebrochen, welches man jedoch nicht löschen, sondern kontrolliert abbrennen lassen will.
Neben der großflächigen Zerstörung der Fauna ist allen Feuern gemein, dass die Tierwelt besonders darunter zu leiden hat, weil – insbesondere zu dieser Jahreszeit – mit den Pflanzen zugleich auch ihre „Kinderstube“ und viele Jungtiere mit vernichtet werden.
12.06.2023
Lausitz: Kohleausstieg könnte Spree austrocknen – Eine neue Studie für das Umweltbundesamt (UBA) sieht gewaltige Aufgaben für die Wasserversorgung entlang der Spree, wenn mit Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz deutlich weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt werden wird. Laut Studie kann dies in trockenen Sommermonaten dazu führen, dass die Spree örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führt – mit entsprechenden Konsequenzen für den Spreewald, seine Seen und Kanäle sowie die Trinkwasserversorgung in der Region Berlin. „In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird. Die Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen stehen vor entsprechenden Herausforderungen“, so der UBA-Präsident Dirk Messner. Die Studie schlägt unter anderem vor, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen als Wasserspeicher auszubauen.
09.06.2023
Deutsche Badegewässer: Qualität weiterhin gut – Ein jetzt vorgestellter Bericht der EU-Kommission zur Qualität der europäischen Badegewässer bezeichnet die Qualität der deutschen in über 96 Prozent als „ausgezeichnet“ oder „gut“. Nach den Kriterien der EU-Richtlinie wurden in der Saison 2022 nur 14 der insgesamt 2.292 Badegewässer in Deutschland als „mangelhaft“ eingestuft. Meist geschah dies aufgrund von Cyanobakterien (Blaualgen), mitunter auch als Folge von Starkregenereignissen mit Schmutzwassereinträgen in die Gewässer.
Aktuelle Messdaten können für jedes Badegewässer online auf den Internetseiten der Bundesländer eingesehen werden. Eine Übersicht gibt es auf der Internetseite des Umweltbundesamtes unter „Wasserqualität in Badegewässern“.
26.05.2023
BVG: Tübinger Sondersteuer auf Einwegverpackungen rechtens – Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat Ende Mai einen Rechtsstreit zwischen der Stadt Tübingen und der Fast Food-Kette McDonald’s zugunsten der Stadt entschieden. Hatte zuvor noch das OVG Mannheim gegenteilig geurteilt, woraufhin die Tübinger Verwaltung in die Berufung ging, so erklärte das Verwaltungsgericht die Steuer nunmehr für „im Wesentlichen“ rechtmäßig. Sie kann nun rückwirkend ab 2022 erhoben werden – solange hatte die Stadt ihre Umsetzung bis zur aktuellen Entscheidung ruhen lassen. Das Urteil dürfte bundesweit Beachtung finden und Auswirkungen auf das weitere Verhalten der Kommunen haben.
Derzeit werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe in Deutschland jährlich 5,8 Milliarden Einweg-Getränkebecher und 4,3 Milliarden -Speisenbehälter nach einmaligem Gebrauch weggeworfen – ein Armutszeugnis auch für die Verbraucher der Wohlstandgesellschaft.
18.05.2023
Wetterextreme in Italien – Voriges Jahr litt Norditalien unter einer extremen Dürre, führten Flüsse kaum noch Wasser und sanken die Pegelstände größerer Seen auf ein bislang kaum gekanntes, niedriges Niveau. Nun das andere Extrem, diesmal in der Region Emilia Romagna: Nicht enden wollender Regen hat mehr als 100 Flüsse zwischen Bologna, Ravenna und Rimini anschwellen und über die Ufer treten lassen, den ganzen Landstrich unter Wasser gesetzt und Hab und Gut vernichtet. In den letzten zwei Wochen regnete es so viel wie sonst in einem halben Jahr; Erdrutsche waren die Folge, Brücken stürzten ein und Dämme wurden beschädigt. Menschen mussten von Hausdächern gerettet und viele Tausend Bewohner evakuiert werden, zudem sind bislang mindestens elf Tote zu beklagen, etliche werden vermisst. Der Zugverkehr in die Region ist unterbrochen, mindestens ein Ort von der Außenwelt abgeschnitten. Die Behörden haben die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen. Der Schaden wird schon jetzt auf mehrere Milliarden Euro geschätzt.
16.05.2023
Vogelsterben in Europa hält unvermindert an – Wieder einmal weisen neue Forschungen darauf hin, dass für die europaweite Ausrottung vieler Vogelarten nach wie vor eine intensive Landwirtschaft verantwortlich ist. Insbesondere der vielfach gleichgültige Umgang mit Pflanzengiften und Düngemitteln führe zu einem starken Verlust an Biodiversität, stellen die Wissenschaftler fest – auch bei Kleinlebewesen, die wiederum als Nahrungsquelle für die Vogelwelt dienen. In den letzten 37 Jahren sind die Populationen nicht zuletzt deshalb in 28 europäischen Ländern um etwa 25 Prozent geschrumpft. Den voraussichtlich dramatischen Folgen für das biologische Gleichgewicht wird nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Besonders betroffen sind Vogelarten, die einen bodennahen Lebensraum benötigen: Feldlerche etwa oder Kiebitz und Rebhuhn. Zwischen 1980 und 2016 kam es bei diesen Arten sogar zu einem Verlust von 57 Prozent, verhungerten mitunter die Jungvögel wegen Nahrungsmangel aufgrund der Pestizide im Boden. Eine immer weiter voranschreitende Versiegelung ihres natürlichen Lebensraums folgt gleich an zweiter Stelle als Ursache für den vielfachen Vogeltod.
Quelle: PNAS
26.04.2023
Verkehrslärm: Risiko für Depressionen und Angststörungen – Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Städten und mehr Schutz vor Schienen- und Fluglärm in der Nacht – solche Erfordernisse ergeben sich als Resultat aus einer aktuellen Studie des Umweltbundesamtes zum Krankheitsrisiko durch Verkehrslärm. Schon lange ist bekannt, dass dauerhafter Lärm zu Herzkreislauf-Erkrankungen führen kann. Die Studie zeigt nunmehr darüber hinaus, dass sich durch ständigen Verkehrslärm auch das Risiko für Depressionen erhöhen kann. So kann durch eine Zunahme des Straßen-, Schienen- oder Fluglärms um 10 Dezibel das Erkrankungsrisiko um bis zu vier, fünf und elf Prozent ansteigen. Für Angststörungen steigt das Risiko bis zu drei beziehungsweise 15 Prozent.
Die Studie hat neben einer systematischen Meta-Analyse der wissenschaftlichen Literatur zum Thema auch zwei sogenannte epidemiologische Studien durchgeführt. Bei epidemiologischen Studien werden große Bevölkerungsgruppen beobachtet bzw. untersucht, um die Gesundheitsrisiken abzuschätzen.
21.04.2023
Europäische Autos immer größer und schwerer – Eine französische Untersuchung hat festgestellt, dass in Europa gebaute und gekaufte Autos ständig an Größe und Gewicht zulegen. Noch vor etwa 20 Jahren produzierte Pkw seien im Schnitt in allen Ausmaßen deutlich kleiner gewesen (Höhe: -7cm, Breite -10cm, Länge -20cm). Vor allem das Gewicht der Karossen habe deutlich zugelegt, nämlich um 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum. Wenig wunderlich, stieg doch der Anteil an Zulassungen für SUVs von seinerzeit lediglich drei Prozent auf nunmehr 40 Prozent.
20.04.2023
Europa: 2022 heißester Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen – Der EU-Beobachtungsdienst Copernicus hat jetzt in seinem Bericht "European State of the Climate“ Zahlen zur Klimaentwicklung für das vergangene Jahr veröffentlicht. Generell ist dem Bericht zu entnehmen, dass der europäische Kontinent 2022 unter dem seit Beginn der Aufzeichnungen heißesten Sommer mit teilweise besorgniserregenden Auswirkungen zu leiden hatte. Und: Europa erwärmt sich schneller als alle anderen Erdteile.
Insgesamt wurden in Europa im vergangenen Sommer 61.672 Hitzetote gezählt, allein zwei Drittel davon starben im Juli 2022 innerhalb nur einer Woche infolge extremer Temperaturen. Meteorologen gehen davon aus, dass solche Ereignisse zunehmend "unsere neue Normalität“ sein werden.
Stiegen seit der Industrialisierung global die Temperaturen durchschnittlich "nur“ um 1,2 Grad Celsius – was nur noch um 0,3 Grad unter dem auf der Pariser Klimakonferenz selbstgesetzten Ziel liegt – so waren es in Europa bereits 1,2 Grad. Die schon im ersten Quartal des letzten Jahres einsetzende Hitze hatte schwere Dürren zur Folge und ließ die Eismasse in den Alpen um 5km³ dramatisch abschmelzen. Erstmals überhaupt wurden im Vereinigten Königreich Temperaturen von 40 Grad gemessen, in einzelnen Landesteilen der iberischen Halbinsel sogar knapp 50 Grad. Der daraus resultierende Niederschlagsmangel hat in der Landwirtschaft vielerorts zu Ernteausfällen geführt und sie dazu gezwungen, auf andere, resistentere Sorten umzusteigen.
Auch in diesem Frühjahr sind die Böden insbesondere im Mittelmeerraum erneut viel zu trocken, sodass die Pflanzen- aber auch die Tierwelt im Verlauf des Jahres wahrscheinlich erneut unter Stress geraten wird.
12.04.2023
Spanien: Erste Hitzewelle so früh wie nie – Die iberische Halbinsel leidet so früh im Jahr wie nie unter afrikanischer Hitze mit Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius, die in dem bereits seit Monaten ausgedörrten Land den lang anhaltenden Wassermangel weiter verschärft. Landwirte verzichten inzwischen auf den Anbau traditioneller Gemüse und steigen beispielsweise auf resistenteres, aber weniger ertragreiches Wintergetreide um. Rund um Barcelona sind die natürlichen Wasservorräte auf nur noch 14 Prozent gesunken, normalerweise liegen sie um diese Zeit bei etwa 80 Prozent. Im Südwesten des Landes droht der zum Weltnaturerbe zählende Doñana-Nationalpark, ein einstmals großes Feuchtgebiet, auszutrocknen und die dort heimischen und bereits stark dezimierten Wasservogelpopulationen auszurotten. Mit verursacht wird der Mangel aber auch durch den massiven Erdbeeranbau gleich nebenan, der Unmengen Wasser benötigt (300 Liter für ein Kilo Beeren), sowie durch ein marodes Leitungsnetz, durch das allein im Jahr 2022 nach Berechnungen der katalanischen Wasseragentur 24 Prozent (1,34 Mia. Hektoliter) des Trinkwassers verloren ging.
26.03.2023
Oder-Ausbau: Polnische PiS-Partei schert sich nicht um Versalzung – Trotz weiter voranschreitender Versalzung und trotz Urteils des Obersten Verwaltungsgerichtshofs in Warschau forciert die regierende PiS-Partei die Ausbaggerung der Oder. Der Gerichtshof hatte nochmals seinen Beschluss vom letzten Dezember bestätigt, welcher einen Baustopp verfügte. Ein zuständiger Ministeriumssprecher kommentierte den Beschluss als eine „nachlässige Entscheidung“ mit gefährlichen Folgen für bereits getätigte Investitionen. Obwohl sich der Fluss von der Katastrophe vom August letzten Jahres noch nicht erholt hat (vgl. Meldung vom 22.08.2022), ist dessen Salzgehalt stellenweise höher als der in der Ostsee.
21.03.2023
Waldsterben geht weiter – Nur jeder fünfte Baum in Deutschland ist noch gesund, hat zumindest eine noch intakte Baumkrone. Etwa ein Viertel des Baumbestandes jedoch hat bis zu zwei Drittel seines Laubs bzw. seiner Nadeln verloren – und daran ist nicht der sogenannte „saure Regen“ schuld. Solche Zahlen finden sich in der „Waldzustandserhebung 2022“, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegt wurde, dessen Minister Özdemir von einem „Patienten“ spricht, „der unsere Hilfe braucht“. Zwar sind alle Forstwissenschaftler längst zu der Einsicht gelangt, dass es einer Mischbepflanzung statt weit verbreiteter Nutz-Monokulturen bedarf, um einem gesunden Waldbestand wieder auf die Beine zu helfen. Doch ob das ausreicht, scheint fraglich: Ähnlich der Tierwelt geht auch dem deutschen Baumbestand immer mehr Lebensraum und damit seine Regenerationsfähigkeit verloren. Klimaveränderungen, Wassermangel und Schädlingsbefall, die alle miteinander in Wechselwirkung stehen, tun ein Übriges.
15.03.2023
Emissionen: Treibhausgase sanken in Deutschland 2022 um 1,9 Prozent – Im Jahr 2022 sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands leicht um 1,9 Prozent gesunken: Es wurden rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind gut 15 Millionen Tonnen weniger als 2021. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um 40,4 Prozent gesunken, wurden die Zielwerte des Bundesklimaschutzgesetzes (KSG) damit zwar in Summe eingehalten, doch gibt es einen bedeutenden Anstieg beim Energiesektor. Dieser weist 10,7 Millionen Tonnen mehr auf als 2021 und liegt bei rund 256 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Grund ist, dass trotz der Einsparungen beim Erdgas ein vermehrter Einsatz vor allem von Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung die Emissionen steigen lässt. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien konnte dies jedoch ein wenig abfedern, sie stieg um neun Prozent gegenüber 2021.
Quelle: Umweltbundesamt
13.02.2023
Luftqualität: Grenzwerte 2022 nahezu überall eingehalten – 2022 gab es das fünfte Jahr in Folge keine Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte in Deutschland. Der Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO₂) von 40µg/m³ Luft wurde nach aktueller Datenlage nur noch an zwei verkehrsnahen Messstationen in München und Essen überschritten. Das zeigt die vorläufige Auswertung der Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (Stand 31.01.2023) von bislang rund 500 Messstationen.
Hauptquelle der Stickstoffoxide in Städten ist der Straßenverkehr, und hier sind es vor allem Diesel-Pkw. Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie trugen in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang der NO2-Konzentrationen bei.
Auch die geltenden Grenzwerte für Feinstaub (PM 10 und PM 2,5 ) wurden erneut deutschlandweit eingehalten. 42 Prozent der Messstationen wiesen jedoch PM 10-Jahresmittelwerte oberhalb des Luftgüteleitwertes der Weltgesundheitsorganisation WHO auf. Hauptquellen in Ballungsräumen und Städten sind der Straßenverkehr (Auspuffabgase und insbesondere Bremsen- und Reifenabrieb) sowie Öfen und Heizungen in Wohnhäusern. Ein im Oktober 2022 veröffentlichter Kommissionsvorschlag für eine neue Luftqualitätsrichtlinie sieht demzufolge deutlich abgesenkte Grenzwerte für 2030 vor.
Die Ozonbelastung war im Jahr 2022 trotz sommerlicher Hitzeperiode hinsichtlich der Überschreitung geltender Ziel- und Schwellwerte eher durchschnittlich im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch wurden die WHO-Richtwerte für Ozon flächendeckend (100%) verfehlt. Die zunehmende Häufigkeit sommerlicher Hitzeperioden in den letzten Jahren in Deutschland zeigt zwar keine Zunahme der Ozonspitzenkonzentrationen, jedoch nimmt die mittlere Ozonbelastung in Städten zu. In Verbindung mit der sich im Zuge des Klimawandels weiter verschärfenden Hitzebelastung führt das zu einem steigenden gesundheitlichen Problem für die dort lebenden Menschen.
„Trotz der erzielten Fortschritte muss jedoch berücksichtigt werden, dass die geltenden Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vor mehr als 20 Jahren festgelegt wurden und nicht den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung entsprechen“, meint Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA; vgl. auch
Meldung vom 15.03.).
02.02.2023
Zweifel am 1,5°-Ziel: Sozialer Wandel unzureichend – Eine Hamburger Forschungsgruppe hat sich mit den sozialen Prozessen befasst, welche mit der Eindämmung eines Anstiegs der globalen Temperaturen einhergehen müss(t)en. Obgleich etliche der von ihnen untersuchten Akteure sich auf einem richtigen Weg befänden – u.a. beispielsweise förderliche Aktivitäten von Kommunen oder eine sensiblere Rechtsprechung –, sei es trotz aller Maßnahmen „nach wie vor nicht plausibel“, dass die steigende Erwärmung unter 1,5° Celsius gehalten werden kann. Zumindest zwei von zehn untersuchten Akteuren, welche entscheidenden Einfluss darauf nehmen könnten, würden eine förderliche Transformation geradezu behindern, so die Forscher: große Teile der Wirtschaft nämlich – trotz einiger „Vorzeigeunternehmen" – sowie ein eingefahrenes Konsumverhalten insbesondere in wohlhabenden Gesellschaften. Wobei es zwischen beiden blockierenden Einflussgrößen durchaus Wechselwirkungen gibt: Würden Verbraucher kritischer kaufen (z.B. keine spritfressenden Fahrzeuge mehr), müsste und würde sich die produzierende Wirtschaft schnell darauf einstellen. Und umgekehrt: Würden Industrie und Handel von sich aus deutlich klimaschonendere Produkte anbieten (z.B. keine Weintrauben aus Südafrika mehr), hätte dies natürlich auch Einfluss auf das Konsumverhalten.
Es beweist sich einmal mehr, dass Handlungsdruck erst entsteht, sobald man/frau selbst betroffen ist.
26.01.2023
Deutschland hielt 2021 Klimaschutzvorgaben vollständig ein – Die Europäischen Vorgaben zur Emissionsminderung werden von Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) vollständig eingehalten. Das zeigen die endgültigen Daten zum Treibhausgasausstoß für 2021. Demnach wurden 2021 in Deutschland insgesamt 759,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das sind rund 29,6 Millionen Tonnen bzw. vier Prozent mehr als 2020 und 39 Prozent weniger im Vergleich mit 1990. Gestiegen sind vor allem Energie- und Industrieemissionen, während der CO2-Ausstoß bei Haushalten und der Landwirtschaft gesunken ist. Dies zeigen die Ergebnisse der Berechnungen, die das Umweltbundesamt (UBA) an die Europäische Kommission übermittelt hat. Mit rund 403 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Nicht-Emissionshandelsbereich (v.a. Verkehr und Gebäude) konnte Deutschland 2021 sein Budget im ersten Jahr der europäischen Zielvorgaben unter der Effort-Sharing-Regulation (ESR) einhalten.
In der Energiewirtschaft kam es 2021 zu einem Anstieg der Treibhausgasemissionen um 27 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bzw. 12,5 Prozent. Besonders deutlich stiegen die Emissionen aus der Stein- und Braunkohlenverstromung aufgrund des erhöhten Kohleeinsatzes. Der Einsatz von emissionsärmerem Erdgas nahm dagegen schon in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der deutlich gestiegenen Gaspreise ab. Angestiegen sind die Emissionen 2021 auch in der Industrie: um 4,3 Prozent bzw. 7,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Hierfür war hauptsächlich die anziehende Konjunktur nach der Corona-Krise und ein vermehrter Einsatz fossiler Brennstoffe verantwortlich. Die deutlichste prozentuale Steigerung gab es in der Stahlindustrie, wo die Rohstahlerzeugung um rund 12 Prozent anstieg. Die Emissionen des Verkehrs stiegen 2021 gegenüber 2020 um ein Prozent auf 147 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf den Straßenverkehr zurückzuführen.
Dagegen sanken die Emissionen bei den Gebäuden um 5,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bzw. 4,2 Prozent. Die Emissionsreduzierung ist im Wesentlichen als Sondereffekt auf deutlich verringerte Heizölkäufe zurückzuführen. In der Landwirtschaft sanken die Treibhausgasemissionen ebenfalls leicht um etwa 1,1 Millionen Tonnen auf 61,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Hier setzt sich der Trend der vergangenen Jahre der sinkenden Tierzahlen fort.