Europa
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31.12.2022Bilanz des Jahres: Heißester Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa – Der EU-Beobachtungsdienst Copernicus hat den Sommer 2022 als den heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen bezeichnet – mit teilweise besorgniserregenden Auswirkungen. Selbst über das ganze Jahr betrachtet zählte 2022 zum zweitwärmsten Jahr überhaupt. (weitere Einzelheiten siehe →Meldung vom 20.04.2023).
Deutschland trocknet aus – Wieder ist ein Jahr mit Rekordtemperaturen zu Ende gegangen. Aufgrund der außergewöhnlichen Temperaturen im Dezember gilt nunmehr das Jahr 2022 als das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. In den Sommermonaten von Juni bis August wurden mit 820 Sonnenstunden mehr als je zuvor gemessen, war die Luftfeuchte teilweise so gering wie in der Sahara-Wüste und stieg das Thermometer auf bis zu 40 Grad Celsius. Aufgrund immer geringer ausfallender Niederschläge musste die Schifffahrt auf dem Rhein deutlich reduziert werden, was wiederum zu Versorgungsengpässen im Land führte. Nach Meinung von Klimaexperten war das Jahr geprägt von der schlimmsten Dürre seit mindestens 500 Jahren, standen deshalb in Brandenburg Hunderte Hektar Wald in Flammen, kam es großflächig zu Ernteausfällen und sank der Grundwasserspiegel teilweise beträchtlich. Wintersport in den Alpen war zumeist nur noch mithilfe von Kunstschnee möglich, sodass der mit ihm verbundene Massentourismus sich auf dem Rückzug befindet – die Natur wird es danken. Den Prognosen der Fachleute zufolge werden die Wetterkapriolen kein Einzelfall bleiben: der Trend geht zu noch höheren Temperaturen.
Luftqualität: 2022 gab es das fünfte Jahr in Folge keine Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte in Deutschland. Der Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO₂) von 40µg/m³ Luft wurde nach aktueller Datenlage nur noch an zwei verkehrsnahen Messstationen in München und Essen überschritten (siehe dazu Meldung vom 13.02.2023).
24.11.2022Feinstaub: Luftqualität verbessert, trotzdem noch viele Todesfälle – Die Belastung der Luft durch Feinstaub hat nach Schätzungen der Europäischen Umweltagentur (EEA) im Jahr 2020 zwar weiter abgenommen, gleichwohl sind 240.000 Menschen durch die schädlichen Partikel zu Tode gekommen. Trotz der immer noch hohen Zahl stellt dies einen Rückgang von etwa 45 Prozent in den letzten 15 Jahren dar. Besonders belastet seien immer noch die großen Städte; 96 Prozent ihrer Bewohner müssen Werte ertragen, die über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen. Feinstaubbelastungen führen häufig zu Erkrankungen an Lunge, Herz und Hirn, die wiederum tödlich verlaufen können.1
02.11.2022Oktober wärmster Monat seit Aufzeichnungsbeginn – So warm wie im Oktober 2022 war es noch nie in der Bundesrepublik, jedenfalls nicht, seitdem die Temperaturen kontinuierlich aufgezeichnet werden (1881). Mit durchschnittlich 12,5 Grad Celsius war er gegenüber dem langjährigen Mittel zwischen 1981 und 2010 um mehr als drei Grad wärmer. Es sind Temperaturen, wie sie normalerweise im Mai zu verzeichnen sind. Deutschlands „Sonnenecke“ bei Freiburg im Breisgau erreichte sogar Durchschnittswerte von etwa 15 Grad. Und die Tendenz ist eindeutig – nicht nur in Deutschland: durch den Klimawandel kann Warmluft immer weiter nach Norden vordringen. Die Folgen für die Natur sowie auch für die Landwirtschaft sind noch gar nicht absehbar, deuten sich aber immer stärker an.
12.10.2022Deutsche Gewässer: nur zehn Prozent ökologisch intakt – Nur knapp zehn Prozent der Flüsse, Seen und Küstengewässer in Deutschland waren 2021 in einem guten ökologischen Zustand. Das ist zwar eine leichte Verbesserung gegenüber 2015, stellt Deutschland aber weiter vor große Herausforderungen, wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung vom Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hervorgeht. Positiv immerhin sei, dass die chemischen Belastungen im Grundwasser insgesamt leicht zurückgegangen sind. Allerdings müsse jeder fünfte Grundwasserkörper in Deutschland weiterhin wegen zu hoher Nitratwerte als schlecht bewertet werden. Diese Belastung stamme vor allem aus der Landwirtschaft. Insgesamt habe sich der Zustand vieler Gewässer in den vergangenen Jahren in einzelnen Aspekten jedoch verbessert, sei aber „noch nicht im guten Zustand“.
Broschüre„Die Wasserrahmenrichtlinie. Gewässer in Deutschland 2021. Fortschritte und Herausforderungen“ zu entnehmen, die alle sechs Jahre die aktuellen Planungen für die Verbesserung des Zustands der Gewässer in Deutschland dokumentiert.
29.09.2022Vogelsterben besorgniserregend – 40.000 täglich allein in Europa – Nach den Bienen nun die Vögel: weltweit sind viele Arten vom Aussterben bedroht. Das teilen die Weltnaturschutzunion IUCN sowie der Dachverband für den Vogelschutz, Birdlife International, übereinstimmend mit. Rund 11.000 gefiederte Arten gibt es noch auf der Erde, acht Prozent von ihnen könnten schon bald nicht mehr existieren. Betroffen sind alle Erdteile. Dieses Artensterben – nicht nur von Vögeln – bedroht zunehmend auch das bereits ins Wanken geratene ökologische Gleichgewicht. In Europa sind vor allem Arten betroffen, die insbesondere durch die Intensivierung von Forst- und Landwirtschaft aus ihren Lebensräumen vertrieben werden, Feldlerchen etwa oder Kiebitze. Pro Tag verenden allein hier etwa 40.000 Vögel, schätzen die Schutzorganisationen.
31.08.2022Sommer 2022: Mehr Sonnenstunden als je zuvor – Mit etwa 820 Sonnenstunden war der diesjährige Sommer (Juni bis August) der bislang sonnenreichste seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies ergaben erste Hochrechnungen des Deutschen Wetterdienstes. Was manche Menschen freuen wird, gibt anderen hingegen Anlass zu ernster Besorgnis. Resultat dieser lang anhaltenden Sonnenscheindauer sind andererseits nämlich großflächige Waldbrände, ausgetrocknete Flüsse, weit verbreite Dürren und damit einhergehende Ernteausfälle. Stellenweise war die Versorgungssicherheit gefährdet.
Waren es im vorangegangenen Jahrzehnt lediglich 654 Sonnenstunden im Durchschnitt (zwischen 1961 und 1990 sogar nur 614), so schlug dieser Sommer alle Rekorde. In einigen Landesteilen wurden sogar 900 und mehr Sonnenstunden gemessen. Wie auch dieses Jahr ist zumeist eine Verlagerung des globalen nördlichen Höhenwindes (Jetstream) dafür verantwortlich, der sich noch weiter nach Norden verlagert hat, wodurch regenreiche Tiefdruckgebiete ebenfalls weiter nördlich in Skandinavien abregneten und die darunter liegenden Hochdruckgebiete Mitteleuropa erreichten. Satellitenaufnahmen lassen erkennen, dass in weiten Teilen Europas inzwischen deutlich weniger Wasser im Boden gespeichert ist als in früheren Zeiten.
30.08.2022Grönland: Eisschmelze lässt Meeresspiegel drastisch ansteigen – Die Nordpolarregion mit ihren riesigen Eismassen ist jene Region auf der Erde, in der die Temperaturen innerhalb kurzer Zeiträume am stärksten ansteigen. Jetzt haben Kopenhagener Wissenschaftler aufgrund von vorliegenden Daten aus dem Zeitraum der Jahre 2000 bis 2019 errechnet, dass selbst bei einem sofortigen Stopp von schädlichen Klima-Gasen der Meeresspiegel durch das Abschmelzen allein des Grönlandeises infolge der anhaltenden Erwärmung um mindestens 27cm ansteigen dürfte. Und das ist nur die optimistischste Annahme. Realistischer sei, so die Forscher, dass sich dieser Wert "mehr als verdoppeln“ könnte – und zwar noch in diesem Jahrhundert. Würde man die im Jahr 2012 gewonnenen Daten mit der bislang höchsten gemessenen Schmelzrate bei andauernden gleichen Bedingungen zugrunde legen, wäre sogar ein Anstieg von etwa 78cm zu erwarten.
Quelle: Nature Climate Change
22.08.2022Polen: Tonnenweise tote Fische in der Oder – Das seit dem 26. Juli erstmals beobachtete und immer noch andauernde massenhafte Fischsterben im deutsch-polnischen Grenzfluss hat sich zu einer Katastrophe ausgeweitet. Auf gut 500km ist der fünftgößte Strom Deutschlands praktisch biologisch tot, das ist mehr als die Hälfte seiner gesamten Länge. Feuerwehrleute, Militär und freiwillige Helfer bargen bislang auf beiden Uferseiten gut 200 Tonnen Fischkadaver, darunter Zander und Hechte, und transportierten sie per Lkw ab.
Die fieberhafte Suche nach den Ursachen war aufwändig und führte erst Ende September zu einem Ergebnis. Ein Expertenbericht geht von einer menschengemachten Umweltkatastrophe aus. Als wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben in der Oder wird ein sprunghaft gestiegener Salzgehalt angenommen, der gemeinsam mit weiteren Faktoren für eine massive Vermehrung einer für Fische giftigen Brackwasseralge geführt hat, geht aus dem Bericht hervor, der am 30. September veröffentlicht wurde. Die Brackwasseralge Prymnesium parvum erzeugt eine giftige Substanz, die für Fische und andere Wasserorganismen tödlich ist.
Diese für die Wasserfauna unter normalen klimatischen Bedingungen etwas weniger kritische Situation könnte infolge monatelanger Hitzeperioden möglicherweise künftig häufiger zu erwarten sein. Denn bei Temperaturen von weit über 30 Grad Celsius (vgl. vorangehende Meldungen), welche viele Flussläufe zu schmalen Rinnsalen werden ließen, stieg aufgrund ihrer geringen Wassermenge der Salzgehalt der Oder stark an. Das wiederum begünstigte die Verbreitung von Prymnesium pervum, die sich – bei Wassertemperaturen bis zu 27 Grad – rasant ausbreiten konnte. Das von ihr produzierte Gift wurde den Fischen und sehr wahrscheinlich auch vielen anderen Kleinlebewesen zum tödlichen Verhängnis.
Solche Katastrophen dürften sich deshalb wiederholen, auch weil durch den Ausbau von Flüssen zu großen Schifffahrtsstraßen, welche immer weiter ausgebaggert und aufgestaut dann zu eher stehenden Gewässern werden, ein ideales Habitat für die Alge entsteht, tödlich für Fische und andere Kleinlebewesen. Einen solchen Ausbau plant Polen auch für die Oder. Mangels "verfügbarer Informationen“ – wohl von polnischer Seite – mussten die Experten übrigens offenlassen, was die Ursache für den unatürlich hohen Salzgehalt war. Unklar bleibt auch, wie die Brackwasseralge, die normalerweise in Küstengewässern vorkommt, ins Binnenland geraten ist.
09.08.2022Europa: Wochenlange Trockenheit gefährdet Versorgung – Die seit vielen Wochen anhaltende Hitzeperiode wirkt sich mittlerweile infolge nun eintretender Dürre in vielen Regionen Europas auf die Infrastruktur aus. Neben großflächigen Waldbränden insbesondere im Süden, welche vielfach Evakuierungen und den Verlust von Hab und Gut nach sich ziehen und der Artenvielfalt erheblichen Schaden zufügen, ist inzwischen auch vielerorts die Ernte gefährdet. In Frankreich sind Flusspegel teilweise um sechs Meter gesunken, in Deutschland können Industriebetriebe nur noch mit halber Fracht beliefert werden, weil die Fahrrinne im Rhein höhere Beladungen nicht mehr zulässt. Halbe Fracht bedeutet für die Schiffer halben Umsatz bei gleichen Fixkosten. Frankreich spricht von der schlimmsten Trockenheit, die das Land jemals verzeichnet hat; allein im Juli kamen nur 15 Prozent der sonst üblichen Menge Niederschlag vom Himmel. In einigen Landesteilen müssen die Bewohner durch Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden. Als großer Atomstrom-Produzent sieht sich das Land gezwungen, seine derzeit ohnehin nur etwa zur Hälfte einsatzbereiten Atomkmeiler teilweise vom Netz zu nehmen, weil sich sonst das zur Kühlung entnommene Flusswasser zu stark erwärmen würde. Der Strom-Exporteur Frankreich ist deshalb zum Importeur geworden.
28.07.2022Mittelmeer erwärmt sich dramatisch – Um etwa drei bis vier Grad Celsius sind im Monat Juli die Temperaturen im westlichen Mittelmeer gegenüber dem langjährigen Mittel gestiegen und liegen an vielen Stellen knapp unter 30 Grad. Wenn überhaupt, werden solche Werte zumeist erst im August registriert. Es ist bereits die dritte maritime Hitzewelle in diesem Jahr, die zudem alle drei außergewöhnlich lange anhielten. Das hat auch Auswirkungen auf die dort heimische Fauna und Flora, zumindest auf jene, die an eine solche Erwärmung nicht angepasst ist. Mögen sich einige Meeresbewohner Ausweichquartiere suchen, so ist dies für die Pflanzenwelt kaum möglich. Sollte sie absterben, so fiele ein wichtiger Kohlenstoff-Binder aus.
27.07.2022Brandenburg / Sachsen: Große Waldflächen in Flammen – Lang anhaltende Hitze und eine damit verbundene Trockenheit haben in den östlichen Landesteilen große Schäden angerichtet. Im südlichen Brandenburg wurde eine Ferkel-Aufzuchtstation teilweise ein Raub der Flammen, Löschmannschaften bezeichnen die bislang größten Waldbrände in diesem Jahr als „völlig außer Kontrolle“ geraten. Derzeit brennt es auf einer Fläche in der Größe von etwa 1200 Fußballfeldern.
Seit dem Abend des 24. Juli fressen sich zudem große Feuer im Böhmischen Grenzland in die Sächsische Schweiz vor, und zwar mit einer Heftigkeit, dass die Behörden in der Region des Elbsandstein-Gebirges ein Betretungsverbot für die Wälder erlassen haben. In dem bekannten Touristenort Bad Schandau wurde Katastrophenalarm ausgelöst, auf tschechischer Seite musste ein Kinder-Ferienlager geräumt werden und wurden mehrere Häuser durch Feuer zerstört. Wegen des unwegsamen Geländes gestalten sich die Löscharbeiten besonders schwierig. Die Feuerwehren können sich zunächst nur darauf beschränken, ein weiteres Übergreifen der Flammen auf deutsches Gebiet zu verhindern.
14.07.2022Hitze und fehlender Regen führen zu Wasserknappheit – Deutschland erlebte am 19. Juli mit Temperaturen um die 40 Grad den bislang heißesten Tag des Jahres; er liegt nur knapp unter dem Rekord von 41,2 Grad, der im Juli 2019 gemessen wurde. Diese Werte wurden allerdings nur einen Tag später schon wieder übertroffen: Am 20. Juli wurden in sechs Bundesländern die bislang höchsten Temperaturen seit Beginn der Aufzeichnungen registriert, allein vier Städte verzeichneten mehr als 40 Grad. Seit Wochen ausbleibender Regen und aus dem Südwesten Europas heranziehende Heißluft tragen zu einer kritischen Lage bei (vgl. →Globale Ereignisse). Die durch Freiburg fließende Dreisam führt kaum noch Wasser; Tierfreunde versuchen, im Flussbett unter große Steine geflüchtete Fische mit bloßen Händen zu retten. Manche Kommunen bereiten vorsorglich Notfallmaßnahmen vor; in einigen Gegenden ist es bereits verboten, aus öffentlichen Gewässern Wasser zu entnehmen.
14.07.2022Hitzewelle erfasst große Teile Europas – Ausgehend von der Iberischen Halbinsel verwandelt derzeit eine extreme, für Klimatologen hingegen nicht überraschend aufkommende Hitzeperiode weite Teile Europas in einen Glutofen. Solche Klimaphänomene prognostizierten sie bereits vor mehr als 30 Jahren – und warnten ebenso eindringlich davor. Die extrem heiße Luft breitet sich nicht nur auf weitere Mittelmeerländer aus, sondern erfasst gleichermaßen den Norden. Infolge von Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius kommt es in vielen europäischen Ländern zum Katastrophenfall mit entsprechenden Alarmen. Noch nie ist in Europa bis zur Mitte des Jahres so viel Wald verbrannt wie in diesem Jahr – jedenfalls nicht im Zeitraum von 2006 bis 2021.
In Portugal gehen seit Wochen schon Brandbekämpfer zwischen Lissabon und Porto gegen kaum einzudämmende großflächige Waldbrände mit allen verfügbaren Mitcteln vor, bangen die Bewohner um ihr Eigentum. Über 1000 Tote hat das Land bislang infolge der Flammenmeere zu beklagen, darunter auch ein Pilot, der beim Einsatz mit seinem Löschflugzeug abgestürzt und ums Leben gekommen ist.
Ähnlich die Situation in Spanien, wo bis auf eine der autonomen Regionen in allen anderen Hitzealarm ausgelöst wurde. Das Land erlebt eine der längsten Hitzeperioden seit dem Jahr 1975; der Boden ist stellenweise derart erhitzt, dass die Helfer auf ihm Spiegeleier braten können. In der Nähe der Costa del Sol wurden aufgrund von Waldbränden mehr als 3000 Menschen vor den Flammen in Sicherheit gebracht. Für die Menschen besteht akute Gefahr: bei vulnerablen Gruppen ist das Sterberisiko bereits um mehr als 60 Prozent angestiegen. In Sevilla sind Tausende Vögel infolge Hitzeschlags buchstäblich vom Himmel gefallen, sterben andere notleidende Wildtiere einen unbemerkten Tod. Hinzu kommt zunehmender Wassermangel (siehe auch
vorangehende Meldung vom 26.06. zu Italien), was zur Folge hat, dass aus manchen Leitungen nur noch eine bräunliche, ungenießbare Flüssigkeit tropft. Vieh verdurstet in den Ställen, weil deren Besitzer nicht mehr ihre Anwesen erreichen können.
Bis zum 25. Juli konnten bis auf zwei Brände und ein weiterer auf Teneriffa unter Kontrolle gebracht werden. Auf der Insel wurden mehr als 2100 Hektar zerstört. Bereits jetzt gilt das Jahr 2022 als das bislang verheerendste seit Beginn der Aufzeichnungen, wurden bis Ende Juli etwa 200.000 Hektar bewaldete Fläche zerstört.
Die extreme Hitze hat am 17. Juli Frankreich erreicht und breitet sich weiter nach Norden aus. Südlich von Bordeaux sind bereits 11.000 Hektar Wald verbrannt, mussten sich etwa 14.000 Menschen vor den Flammen in Sicherheit bringen.
Auch in Italien wüten große Waldbrände. Bei Bibione mussten sich Touristen vor den Flammen ins Meer retten. Feuer sind zudem in der Gegend um den Gardasee, in der Toskana und in Südtirol ausgebrochen. In den Regionen entlang des kaum noch Wasser führenden Flusses Po wurde von der Regierung der Notstand verhängt, weitere Regionen könnten folgen.
In Griechenland mussten im Norden Athens Hunderte Menschen vor dort sich ausbreitenden Bränden evakuiert werden, zahlreiche Häuser wurden zerstört. Innerhalb nur eines Tages entstanden 39 weitere Feuer, die – durch starke Winde angefacht – von mehr als 100 Löschfahrzeugen bekämpft werden, um ein Übergreifen der Flammen auf Ortschaften zu verhindern. Noch am 25. Juli wüteten die Flammen nahezu ungehindert weiter, musste ein Dorf evakuiert werden und waren Militäreinheiten sowie sämtliche verfügbaren Löschflugzeuge und -hubschrauber im Einsatz. Auf Lesbos, einem beliebten touristischen Ferienziel, wurden Häuser und Autos in den Flammen vernichtet; auch dort musste eine Ortschaft evakuiert werden, weil starke Winde die Feuer immer wieder anfachten. Innerhalb von nur 24 Stunden wurden mehr als 140 Brände registriert.
Großbritannien hat die Hitzewelle am 19. Juli erreicht. Auf der Insel wurden – erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen – mehr als 40 Grad Celsius gemessen. Wie auch in anderen Ländern musste der Schienenverkehr reduziert werden bzw. langsamer fahren, weil die Gefahr besteht, dass Gleise unter der Hitze sich verbiegen könnten. Schon zwei Tage zuvor wurde vorsorglich die "Alarmstufe Rot“ für Teile von Zentral-, Nord-, Ost- und Südostenglands ausgerufen, weil es "sehr wahrscheinlich“ sei, "dass Risiken für Leib und Leben“ bestünden.
06.07.2022EU-Parlament hält Atom-Investitionen für nachhaltig – Nachfolgende Generationen werden sich an den Kopf fassen und es ausbaden müssen: EU-Parlamentarier haben sich angesichts der heraufziehenden Energiekrise mehrheitlich dafür ausgesprochen, Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke als nachhaltig zu taxieren. Damit haben sie Prioritäten gesetzt, die man angesichts Tschernobyl und Fukushima vermeintlich vernünftig urteilenden und handelnden Entscheidungsträgern nicht zugetraut hätte, nämlich bei der Abwägung zwischen Erfordernis und sattsamem Wohlstand sich für Letzteres zu entscheiden. Erstmals gab es Proteste von jungen Menschen im Parlament, die diesen Beschluss als „Verrat“ am Bemühen gegen den Klimawandel bezeichnen. Österreich und Luxemburg haben bereits Klage gegen diesen Beschluss angekündigt, Deutschland schließt einen solchen Schritt aus – und wird seiner Bremserrolle wieder einmal gerecht.
05.07.2022Juni 2022: wärmer, sonnenreicher, trockener – Zwischen Temperaturrekorden (in Sachsen) und heftigem Starkregen im Süden Deutschlands lagen die Wetterextreme im Juni. An einigen Orten war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ein Anstieg von mehr als drei Grad Celsius bei der durchschnittlichen monatlichen Temperatur zu verzeichnen. Damit bestätigt sich ein schon lange vorhergesagter Trend der kontinuierlichen Erwärmung bei gleichzeitiger Reduzierung des Niederschlags. Ebenfalls prognostizierte heftige Unwetter sind dabei kein Widerspruch; sie haben Überschwemmungen zur Folge, weil der ausgetrocknete Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen kann. Es kommt vermehrt zu Ernteausfällen.
03.07.2022Massiver Gletschersturz in den Dolomiten – In den italienischen Dolomiten hat sich an deren höchster Erhebung, der Marmolada (3343m), am Ende des dortigen Gletschers ein großer Eisabbruch ereignet und sieben Todesopfer, darunter ein Bergführer, gefordert. Die Eis- und Gesteinsmassen stürzten mehrere hundert Meter tief. Das Unglück am Berg zählt zu den schlimmsten der vergangenen Jahrzehnte in Italien. Die Abrisskante hat eine Breite von 200 Metern und 60 Metern Höhe. Am 1. Juli wurde auf dem Gipfel der Marmolada mit zehn Grad Celsius die bislang höchste Temperatur gemessen.
Update 16.07.2022: Anhaltend hohe Temperaturen haben dazu geführt, dass sich am Gletscher erneut eine große Spalte im Eis gebildet hat. Sie sei etwa 200 Meter lang und mehrere Meter breit, berichten am Berg lebende Menschen. Ein Abbruch ist nicht auszuschließen, zumal die Temperaturen weiter ansteigen.
26.06.2022Italien: Wassernotstand aufgrund langer Dürre – Lang anhaltende Hitzeperioden aufgrund der Klima-Erwärmung fordern immer mehr ihren Tribut, derzeit im Norden Italiens. Dort hat es seit mehreren Monaten nicht mehr geregnet, sodass die Ernte in Gefahr gerät. Der Po – größter Wasserlauf im Norden – ist nur noch ein Rinnsal und führt so wenig Wasser wie schon seit 70 Jahren nicht mehr. Sein Wasserspiegel ist so niedrig, dass im Po-Delta nunmehr Salzwasser aus der Adria ins Landesinnere gelangt. Nur dem Gardasee, größter Wasserspeicher des Landes, geht es noch einigermaßen gut, sodass erwogen wird, mit seinem Wasser den Pegel des Po anzuheben. Das jedoch stößt auf den Widerstand der See-Anrainer.
Einige Kommunen haben bereits das Wasser rationiert. Bis Ende September wurde darüber hinaus in der Lombardei ein Wassernotstand mit entsprechenden Restriktionen beim Wasserverbrauch ausgerufen. Verschärft wird die Lage zudem durch ein schon traditionell marodes Leitungsnetz, welches mitunter bis zu 40 Prozent vom eingespeisten Nass gar nicht erst bei den Verbrauchern ankommen lässt.
20.06.2022Brandenburg: Hitzewelle führt zu Waldbränden – Temperaturen bis nahe der 40-Grad-Marke haben in den östlichen Landesteilen – wie schon in den Jahren zuvor – erneut zu Waldbränden geführt. Die Region um Potsdam und Wittenberg wurde zum Katastrophengebiet erklärt, teilweise wurde das Militär zur Brandbekämpfung mit herangezogen. Aufgrund aufkommender Winde mussten etliche Bewohner ihre Häuser verlassen, weil die auf einer Fläche von etwa 100 Hektar lodernden Flammen sich der Wohnbebauung näherten.
07.06.2022Plastikmüll: Exporte aus Deutschland zurückgegangen – Deutschland hat im letzten Jahr deutlich weniger Plastikmüll ins Ausland exportiert als noch wenige Jahre zuvor, nämlich etwas mehr als 766000 Tonnen, errechnete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Das sei nach Angaben der Behörde ein Viertel weniger als im Jahr 2020 und sogar beinahe nur halb so viel wie im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Kaum Grund zur Freude: Zum einen ist dies keineswegs nur auf Einsicht zurückzuführen sondern auch darauf, dass China und andere Staaten keine solchen Abfälle mehr annehmen. Zum anderen wird die umweltschädigende Produktion von Plastik(müll) nicht durch Umverteilung gelöst, sondern durch Vermeidung. Aller beschönigenden Zahlen zum Trotz nimmt Deutschland nämlich innerhalb der Europäischen Union nach wie vor die Spitzenposition bei der Müllproduktion ein.
27.04.2022Europa: Menschen teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet – Die Menschen in Europa sind teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet. Das ist das Fazit der vom UBA koordinierten europäischen Human-Biomonitoring-Initiative HBM4EU, das vom 27.–28. April auf der internationalen Abschlusskonferenz des Projekts in Brüssel vorgestellt wird. So wurden Weichmacher in allen untersuchten Kindern und Jugendlichen gefunden, auch polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die zum Beispiel in beschichteten Pfannen verwendet werden, sind in teilweise zu hohen Mengen im Blut vorhanden. Für viele der untersuchten Substanzen, so die Initiative, besteht seitens der Politik daher weiterhin Handlungsbedarf.
Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt von HBM4EU lag auf der Untersuchung von Chemikaliengemischen. Im Monitoring wurde eine Vielzahl von Industriechemikalien im Körper nachgewiesen. Die Bewertung der Auswirkungen dieses Chemikaliencocktails auf die Gesundheit ist Bestandteil aktueller Forschungen. HBM4EU hat typische Mischungen und Mischungseffekte untersucht. Dabei zeigte sich, dass die aktuelle Chemikalienbewertung weiterentwickelt werden muss.
Quelle: Umweltbundesamt
14.03.2022Treibhausgase: Zunahme von 4,5 Prozent in Deutschland – Nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr steigen die Treibhausgasemissionen in Deutschland wieder an. So wurden im Jahr 2021 rund 762 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind gut 33 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent mehr als 2020. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um 38,7 Prozent gesunken. Der Anstieg im letzten Jahr ist insbesondere im Energiesektor zu verzeichnen: Dieser weist ein Plus von 27 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente auf, da wegen gestiegener Stromnachfrage, geringerer Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und des gestiegenen Gaspreises verstärkt Kohle zur Stromerzeugung genutzt wurde.
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sank vor allem aufgrund schlechter Windverhältnisse um sieben Prozent. Die Sektoren Verkehr und Gebäude liegen über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen. Das geht aus den aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, die nach den Vorgaben des Bundes-Klimaschutzgesetzes und der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED) vorgelegt wurden.
23.02.20222018 bis 2021: Deutschlands Wald um fünf Prozent geschrumpft – Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt belegen Satelliten-Aufnahmen einen Waldverlust von nahezu fünf Prozent in der Bundesrepublik. In den vergangenen drei Jahren (Januar 2018 bis April 2021) seien etwa 501.000 Hektar Baumbestand zerstört worden – überwiegend Nadelwald in der Mitte Deutschlands. So habe allein Nordrhein-Westfalen in diesem Zeitraum mehr als ein Viertel seiner Fichtenwälder verloren. Die Ursachen sind sattsam bekannt: starke Hitzeperioden und Trockenheit und daraus resultierender Schädlingsbefall.
19.02.2022Wissenschaftsplattform Klimaschutz: Jahresgutachten rät zu Bürgerräten – Ein noch von der Regierung Merkel eingesetztes Gremium aus Experten und Expertinnen verschiedener Fachrichtungen rät dazu, die Zivilbevölkerung stärker an der Diskussion über politische Maßnahmen zum Klimaschutz zu beteiligen und rät zur Einrichtung sogenannter Bürgerräte. In ihnen könnten nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürger zusammen mit wissenschaftlicher Expertise neue Vorschläge zum Thema erarbeiten. Die anstehenden Transformationen bedürften einer „breiten und nachhaltigen“ Unterstützung der davon Betroffenen sowie „informeller Beteiligungsmaßnahmen“, denn es sei zu befürchten, dass die vorzunehmenden, zum Teil einschneidenden Maßnahmen sonst auf Ablehnung stoßen könnten.
17.02.2022Mikroplastik belastet die Alpen – Wissenschaftler der Universität Utrecht (Niederlande) haben sechs Wochen lang täglich Schnee in den Alpen analysiert. Eigentlich als Feinstaub-Untersuchung angelegt, war die Kontaminierung mit den Nanopartikeln aus Plastik so auffällig, dass sie dem weiter nachgegangen sind. Die winzigen Teilchen, so stellte sich heraus, stammen vor allem aus Großstädten und werden teilweise viele hundert Kilometer weit getragen. Mikroplastik entsteht insbesondere bei der Zersetzung von Kunststoffen durch UV-Strahlung und ist inzwischen weltweit nachweisbar – selbst in der Antarktis und in den Tiefen der Ozeane. Fleece-Fasern von Kleidung oder Decken wie auch Reifenabrieb oder weggeworfene Haushalts-Kunststoffe sind wesentliche Verursacher. Die Partikel werden über die Nahrungskette aufgenommen und lagern sich im Körper an, mögliche gesundheitliche Folgen sind noch weitgehend unerforscht.
10.02.2022Luftqualität: Grenzwerte in Deutschland 2021 nahezu überall eingehalten – 2021 gab es in Deutschland erneut keine Überschreitungen der Feinstaubgrenzwerte. Der Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO₂) von 40µg/m³ Luft wurde voraussichtlich nur noch an ein bis zwei Prozent der verkehrsnahen Messstationen überschritten. Das zeigt die vorläufige Auswertung der Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes Stand 31.01.2022) von bislang rund 600 Messstationen. „Allerdings muss man trotz dieser Erfolge berücksichtigen, dass die EU-weit gültigen Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid vor mehr als 20 Jahren festgelegt wurden und dringend an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung angepasst werden müssen“, so der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner.
Insgesamt ist die Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxid weiter rückläufig. Im Jahr 2020 waren sechs, 2019 sogar noch 25 Städte von der Überschreitung des NO2-Grenzwertes betroffen. 2021 werden es voraussichtlich weniger als fünf Städte sein. Hauptquelle der Stickstoffoxide in Städten ist der Straßenverkehr und hier sind es vor allem Diesel-Pkw, die niedrige Emissionen noch nicht im realen Betrieb auf der Straße nachweisen mussten.