Globale Ereignisse
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13.05.2022
Indien: Hitzeperiode verschärft Nahrungsmittelkrise – Eine seit Wochen anhaltende Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius führt in Indien zu erheblichen Ernteeinbußen und verschärft – zusammen mit weiteren Ausfällen infolge des sowjetischen Überfalls auf die Ukraine – den globalen Weizenmangel noch einmal deutlich. Indien, weltweit der zweitgrößte Anbauer dieses Grundnahrungsmittels, hat den Export mittlerweile gestoppt, um die eigene Bevölkerung versorgen zu können. Die Preise für Weizenprodukte haben Rekordhöhen erreicht; landwirtschaftliche wie auch andere Tätigkeiten sind aufgrund der hohen Temperaturen tagsüber praktisch nicht mehr möglich. Vor allem Menschen in Dritte-Welt-Staaten auf dem afrikanischen Kontinent, welche schon „traditionell“ unter Hunger zu leiden haben und von internationalen Hilfsorganisationen versorgt werden müssen, sind vom Exportverbot besonders betroffen.
10.05.2022
Klimaforschung: 1,5 Grad viel früher möglich – Der dauerhafte Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur wird die kritische Schwelle von 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit (bis ca. 1900) voraussichtlich schon innerhalb der nächsten fünf Jahre erreichen. Damit rechnen Wissenschaftler der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu 50 Prozent. Innerhalb dieser Zeitspanne wird zudem mit neuen Hitze-Rekordjahren zu rechnen sein. 1,5 Grad stellt einen jener Kipp-Punkte dar, die voraussichtlich zu nicht mehr revidierbaren Schäden sowohl beim Menschen als auch bei seiner Umwelt führen werden.
27.04.2022
Europa: Menschen teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet – Die Menschen in Europa sind teilweise bedenklich hoch mit Schadstoffen belastet. Das ist das Fazit der vom UBA koordinierten europäischen Human-Biomonitoring-Initiative HBM4EU, das vom 27.–28. April auf der internationalen Abschlusskonferenz des Projekts in Brüssel vorgestellt wird. So wurden Weichmacher in allen untersuchten Kindern und Jugendlichen gefunden, auch polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die zum Beispiel in beschichteten Pfannen verwendet werden, sind in teilweise zu hohen Mengen im Blut vorhanden. Für viele der untersuchten Substanzen, so die Initiative, besteht seitens der Politik daher weiterhin Handlungsbedarf.
Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt von HBM4EU lag auf der Untersuchung von Chemikaliengemischen. Im Monitoring wurde eine Vielzahl von Industriechemikalien im Körper nachgewiesen. Die Bewertung der Auswirkungen dieses Chemikaliencocktails auf die Gesundheit ist Bestandteil aktueller Forschungen. HBM4EU hat typische Mischungen und Mischungseffekte untersucht. Dabei zeigte sich, dass die aktuelle Chemikalienbewertung weiterentwickelt werden muss.
Quelle: Umweltbundesamt
20.04.2022
Antarktis: Kleinste Eismasse seit 1978 – Die Eismasse der Antarktis ist auf die bislang kleinste Ausdehnung seit Beginn der Satellitenmessungen geschrumpft und beträgt nur noch etwas weniger als zwei Millionen Quadratkilometer. Normalerweise dehnt sie sich – im Gegensatz zur Arktis – geringfügig aus. Gleichzeitig verzeichnet die Region neue Temperaturrekorde. So wurden auf der russischen Forschungsstation Wostok nur noch minus 17,7 Grad Celsius gemessen, das ist ein Anstieg von mehr als 30 °C gegenüber den sonst dort herrschenden üblichen Temperaturen. Forschungen legen nahe, dass der Rückgang auf einen erheblichen Anstieg der Meerestemperatur in den südlichen Ozeanen zurückzuführen ist und verweisen auf zunehmend stärkere Schwankungen im Klimageschehen auf der Südhalbkugel.
Quelle u.a.: Advances in Atmospheric Sciences
13.04.2022
Afrika: Verheerende Unwetter im Süden – Eine der schlimmsten Naturkatastrophen hat sich in den letzten Tagen im Süden Afrikas zugetragen. Betroffen sind vor allem große Teile Botswanas und die Südostküste Südafrikas. Innerhalb kurzer Zeit fielen mehr als 30cm Niederschlag pro Quadratmeter. Mindestens 443 Menschen fanden den Tod infolge von Überschwemmungen oder Erdrutschen, viele weitere werden noch vermisst. Mehr als 10.000 Häuser, darunter viele Schulen, wurden zerstört oder stark beschädigt, über 40.000 Menschen verloren ihr Obdach. Die Infrastruktur ist weiträumig zerstört, die Versorgung mit Trinkwasser und Elektrizität vielfach unterbrochen. Im Industriehafen der Großstadt Durban wurden viele Hundert Frachtcontainer fortgeschwemmt. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen.
28.03.2022
Australien: Korallensterben geht unvermindert weiter – Luftaufnahmen australischer Behörden bestätigen eine nunmehr vierte große Bleiche von Korallen am Great Barrier Reef innerhalb von nur sechs Jahren. Mit einer Länge von 2300 Kilometern vor der Ostküste des Kontinents gehört es – noch – zum UNESCO Weltnaturerbe. Die Ursache des anhaltenden Absterbens von Korallen, die in Symbiose mit Algen leben, liegt vor allem an der steigenden Wassertemperatur. Algen produzieren dann für Korallen tödliche Giftstoffe, sodass die zur Gattung der Nesseltiere zählenden Wirtstiere ihre Gäste abstoßen, dadurch ausbleichen und in kurzer Zeit absterben.
Wegen der großräumigen klimatischen Veränderungen ist die Bleiche durch lokale Einzelmaßnahmen kaum zu stoppen. Die UNESCO hatte bereits im letzten Jahr angeregt, das Riff als „gefährdetes Welterbe“ einzustufen, seine langfristigen Überlebenschancen taxiert die zuständige australische Behörde inzwischen als „sehr schlecht“.
28.03.2022
Mikroplastik: nun auch im Blut nachgewiesen – Mikroplastik, kleinste Bestandteile industrieller Errungenschaften, lassen sich inzwischen überall auf dem Erdball nachweisen – in und unter den Polargebieten ebenso wie auf den höchsten Gipfeln und im Trinkwasser. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich solche Partikel auch im menschlichen Blut finden würden. Dies konnten niederländische Forscher nun bestätigen: In mehr als zwei Dritteln von 22 untersuchten Proben fanden sie die nicht abbaubaren Kunststoffe – allen voran PET (Polyethylenterephthalat), wie es vor allem in Getränke-Kunststoffflaschen verwendet wird. Andere Proben enthielten Polystrol, das für viele Lebensmittelverpackungen verwendet wird, wieder andere Polyethylen (z.B. für Folien), dem weltweit am häufigsten produzierten Kunststoff.
Über die Auswirkungen auf den menschlichen Körper gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse außer der, dass Mikroplastik dort nicht hingehört. Bislang ist lediglich geklärt, dass es über die Nahrungskette aufgenommen wird, nicht jedoch, ob es sich im Organismus anreichert oder wieder ausgeschieden wird. Grund zur Besorgnis bestehe allemal, so ein an der Untersuchung beteiligter Wissenschaftler.
Quelle: Environment International
09.03.2022
Kohlendioxid: Globale Emissionen auf Rekordniveau – Der weltweite Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid ist trotz aller angeblichen Bemühungen auf neue Rekordhöhen gestiegen. Dies geht aus Zahlen hervor, die jetzt die Internationale Energieagentur (IEA) vorgelegt hat. Damit hat sich der durch coronabedingte Einschränkungen des Jahres 2020 hervorgerufene Rückgang von knapp sechs Prozent nicht fortgesetzt, wie vielerorts erhofft wurde. Mit einem Ausstoß von zwei Milliarden Tonnen hat im Gegenteil die Kohlendioxidbelastung 2021 den stärksten Anstieg aller Zeiten zu verzeichnen. Belastungen durch weitere umweltschädliche Treibhausgase wie etwa Methan sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Nach Einschätzung der IEA ist der Anstieg vor allem bedingt durch hohe Gaspreise, die zu einem deutlichen Anstieg der Kohleförderung und -verbrennung geführt haben. Weltweit sei so viel Kohle verbrannt worden wie nie zuvor und für mehr als 40 Prozent der globalen Kohlendioxidbelastung verantwortlich. Insbesondere die Volksrepublik China sticht als Emittent immer wieder unangenehm hervor.
08.03.2022
Südpol: Eismasse wird immer weniger – Messungen des EU-Dienstes Copernicus haben ergeben, dass die Ausdehnung des antarktischen Meereises im Februar den geringsten Wert seit 1979 – dem Beginn der Aufzeichnungen – aufweist. Allein in den letzten 30 Jahren war ein Rückgang von durchschnittlich 27 Prozent zu verzeichnen. Betroffen waren vor allem die Regionen im Rossmeer, der westlichen Amundsensee sowie das Weddellmeer. In der Arktis hingegen waren im Februar im Durchschnitt nur zwei Prozent weniger als Ausdehnung gegenüber dem langjährigen Referenzzeitraum zu beobachten.
29.02.2022
Weltklimarat (IPCC): Städte besonders bedroht – Anhaltende und verstärkte Hitzewellen in zukünftigen Dekaden bedrohen besonders die dicht bevölkerten Städte, in welchen sich die Luft bedrohlich aufheizen wird, was wiederum auch Auswirkungen auf die Vegetation haben wird. Dies ist eines der Ergebnisse des zweiten Teils des 6. Berichts des Weltklimarats, der Schäden prognostiziert, die um ein Vielfaches höher liegen werden als heute. Einige davon werden bereits jetzt nicht mehr vermeidbar sein, auch wenn die Treibhausgasemissionen zurückgehen sollten. Neben mehr Todesfällen und Krankheiten würde die zunehmende Erwärmung zudem die Ausbreitung von Krankheitserregern beschleunigen und „irreversible“ Auswirkungen auf einige Ökosysteme haben. So sterben beispielsweise immer mehr Korallenriffe ab und werden großflächige Baumbestände durch Hitze geschädigt und Brände vernichtet. Deutlicher als bisher weisen die beteiligten Wissenschaftler auf die „gegenseitige Abhängigkeit“ von Klima, Ökosystemen und menschlichem Verhalten hin und warnen – wie schon in den Berichten früherer Jahre – vor einem „Weiter so“.
27.02.2022
Australien: Land unter in Queensland – Ununterbrochene Regenfälle in den östlichen und südlichen Landesteilen des Kontinents, die noch bis weit in den März hinein andauerten, haben weite Landstriche unter Wasser gesetzt. Zehntausende Menschen wurden von den Behörden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen und haben ihre gesamte Habe verloren. Viele Häuser stehen vollständig unter Wasser, mindestens 20 Tote sind zu beklagen. Es handelt sich – nach mehreren Jahren mit ungewöhnlich starken Hitzeperioden – um das bislang zerstörerischte Hochwasser seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Allmählich beginnen angesichts der enormen Schäden auch auf dem Subkontinent erste zaghafte Diskussionen darüber, inwieweit nicht ein bislang wenig Beachtung gefundener Klimawandel dafür die Ursache sein könnte.
24.02.2022
Argentinien: Riesige Brände außer Kontrolle – Bereits seit Wochen lodernde Brände haben bis jetzt Flora und Fauna von etwa 800.000 Hektar Land im Norden Argentiniens vernichtet und sind außer Kontrolle geraten. Besonders betroffen ist die Provinz Corrientes sowie Teile der Esteros del Iberá, ein großes, aus vielen Seen, Sümpfen und Feuchtgebieten bestehendes Schutzgebiet, welches seltene Wasserbewohner und auch Jaguare und Ameisenbären beherbergt. Nicht nur eine seit Jahren anhaltende Trockenperiode mit wenig Niederschlag ist für die Brände verantwortlich, ebenso sind es große Monokulturen von Kiefern- und Eukalyptusanpflanzungen, die besonders viel Wasser benötigen und dieses dem Boden zusätzlich entziehen. Auch in anderen Landstrichen des Nordens wüten derzeit große Feuer, ebenso in Patagonien. Brandbekämpfer aus den Nachbarländern kommen den einheimischen Rettungskräften inzwischen zu Hilfe, der Gouverneur der am stärksten betroffenen Provinz Corrientes hat sich sogar hilfesuchend an die EU gewandt.
17.02.2022
Meeresspiegel: Anstieg von 30cm bis 2050 möglich – Gemeinsam mit der NASA und der Einrichtung US Geological Survey prognostiziert die US-Klimabehörde NOAA in einem aktuellen Bericht einen globalen Anstieg des Meeresspiegels von durchschnittlich 25 bis 30cm bereits in den nächsten 50 Jahren. Dies würde eine Verdopplung gegenüber den letzten 100 Jahren bedeuten; Überschwemmungen würden sich wahrscheinlich verzehnfachen, verheerende mit großer Zerstörungskraft etwa fünfmal häufiger auftreten als bisher. Besonders betroffen wäre die Ostküste der USA, sodass das schon heute teilweise aufgegebene New Orleans (Hurrikan Katrina) möglicherweise vollständig dem Wasser anheimfallen könnte. Der Anstieg, so die Forscher, ließe sich bis zum Jahr 2050 praktisch nicht mehr aufhalten, und zwar unabhängig davon, wieviel CO2-Emissionen in der Zwischenzeit reduziert würden. Und er wäre erst ein „Vorgeschmack“ auf das, was noch kommen werde – nämlich durch die globale Eisschmelze, durch welche die Wissenschaftler bis zum Ende des Jahrhunderts einen Anstieg von durchschnittlich zwei Metern für möglich halten.
27.01.2022
Thailand von Ölpest bedroht – Im Golf von Thailand, nahe der beliebten Touristenregion der Provinz Rayong, bahnt sich eine Umweltkatastrophe an, nachdem durch eine geborstene unterseeische Pipeline rund 50.000 Liter Öl ausgelaufen sind, die sich nach und nach über eine Fläche von knapp 50 Quadratkilometer ausbreiten. Das Leck konnte von der Marine am nächsten Tag jedoch geschlossen werden. Die Verschmutzung durch das Öl bedroht die Küste eines Nationalparks im Samet-Archipel. Ein etwa 200km südlich von Bangkok gelegener berühmter tropischer Sandstrand (Mae Ram Phueng) musste im Verlauf der weiteren Tage für Besucher geschlossen werden.
15.01.2022
Peru: schwerste Ölverseuchung der letzten Jahrzehnte – In Peru hat auslaufendes Öl eines voll beladenen Tankschiffs zu einer der schwersten Umweltverseuchungen seit Jahrzehnten geführt, nachdem es bei einem Entladevorgang große Mengen davon verloren hat, die sich ins Meer ergossen. Angeblich hätte hoher Wellengang, bedingt durch den Vulkanausbruch auf der Insel Tonga und den darauf folgenden Tsunami, zu der Havarie geführt. Sie wurde zunächst kleingeredet, tatsächlich handelt es sich jedoch um eine schwerwiegende Verschmutzung mit verdreckten Strandabschnitten und ölverklebtem Meeresgetier. Statt der „wenigen Gallonen“, von denen ursprünglich die Rede war, haben innerhalb weniger Tage beinahe zwei Millionen Liter mehr als 100km Küste verunreinigt. Die wenige Kilometer vor der Hauptstadt Lima gelegene, mitverantwortliche Raffinerie des spanischen Konzerns Repsol ist schon mehrfach wegen unsauberer Methoden aufgefallen. Die betroffenen Strände sind inzwischen für die Öffentlichkeit gesperrt; Tausende Helfer versuchen, das Öl dort zu entfernen. Die Auswirkungen dieser Katastrophe könnten noch Jahre später zu spüren sein.